Aufruf zu Beiträgen und zur Teilnahme

Aufruf zu Beiträgen

Aufruf zu Beiträgen und zur Teilnahme

Mehrsprachige Kompetenzen fördern: Perspektiven und Anwendungen

…una Europa di poliglotti non è un’Europa di persone che parlano correntemente molte lingue, ma nel migliore dei casi di persone che possono incontrarsi parlando ciascuno la propria lingua e intendendo quella dell’altro, che pure non saprebbero parlare in modo fluente, e intendendola, sia pure a fatica, intendessero il « genio », l’universo culturale che ciascuno esprime parlando la lingua dei propri avi e della propria tradizione. 

                  Umberto Eco, La ricerca della lingua perfetta, 1993

Die Mehrsprachigkeit, in Abgrenzung zur Vielsprachigkeit, stellt seit zwei Jahrzehnten ein wichtiger Aspekt in den europäischen Debatten zur Sprachenpolitik dar. Der im Jahr 2018/2020 vom Europarat publizierte Begleitband zum GeR liefert nun unter dem Begriff der „plurilingualen/plurikulturellen Kompetenz“ ausdifferenzierte Deskriptoren zu ihrer konkreten Umsetzung im Bereich der Sprachdidaktik.

Die Mehrsprachigkeitskompetenz bringt mehrere Vorteile mit sich: einerseits trägt sie dazu bei, die mentale Trennung zwischen Sprachen zu überwinden und das schlussendlich utopische Vorbild des Muttersprachlers als anzustrebendes Ideal beim Fremdsprachenlernen abzubauen. Andererseits gibt sie uns Mittel an die Hand, in mehrsprachigen Kommunikationssituationen auch ein fragmentarischer, flexibler Gebrauch von mehreren Fremdsprachen, zum Beispiel auf rezeptiver oder produktiver Ebene, zu erfassen. Diese neue, transversale Kompetenz stützt sich insbesondere auf die Komplementarität der Sprachen beim Lernen, ein gewissermaßen organisches Lern-Kontinuum, das dynamische Ansätze sowie eine (Neu-)Anpassung der methodisch-didaktischen Mittel erfordert. In diesem Zusammenhang könnte das Konzept des individuellen sprachlichen Repertoires hilfreich sein, um innovative Methoden und Praktiken zu entwickeln, welche dazu beitragen, multipel monolinguale Sichtweisen – wie etwa die einfache Aneinanderreihung von Einzelsprachen –  zu erweitern und mehrsprachige Kompetenzen und Einstellungen zu fördern.

Ziel dieses Kolloquiums ist es, angesichts der nicht einfachen Aufgabe, die Mehrsprachigkeitskompetenzen in komplexen Lernsituationen gezielt umzusetzen (ist die „plurilinguale/plurikulturelle Kompetenz“ des GeR nun das adäquate Mittel dazu ?), zentrale Fragen zur Mehrsprachigkeit zu untersuchen. Das Kolloquium richtet sich an SprachdozentInnen an Hochschulen sowie an ForscherInnen mit unterschiedlichem kulturellem und geographischem Hintergrund und verfolgt einen interdisziplinären und praktischen Ansatz. Es geht darum, neue Perspektiven zu entwickeln und bewährten Praktiken vorzustellen, mit dem Ziel, geeignete Wege zu einer flexiblen, vielfältigen Mehrsprachigkeit aufzeigen. Das Kolloquium bietet Raum für fruchtbare Diskussionen und gewinnbringenden Erfahrungsaustausch in Bezug auf plurilinguale/ plurikulturelle Einstellungen, damit in Zukunft die Mehrsprachigkeit, deren kognitive, soziale und kulturelle Vorteile unbestritten sind, zu einem festen Bestandteil der akademischen Lehre und Forschung werden kann.

Themenschwerpunkte

1 : Mehrsprachigkeit und theoretische Verankerung

Dynamisch systemtheoretische Perspektive, Neurowissenschaften, Kognitionswissenschaft, Plurilingual Future Self (Ushioda 2017), Ideal Multilingual Self (Henry 2017, 2018, 2020), linguistic multicompetence (Cook 2016)...

2 : Mehrsprachigkeit und Mehrsprachigkeitskompetenz

Interkomprehension, Lern- und Kommunikationsstrategien, sprachübergreifende Mediation, verschiedene Vorstellungen zu Sprachrepertoires, Reflexivität...

3 : Mehrsprachigkeit und Lernstrategien

Personalisiertes Lernen, autonome und kooperative Lernformen, Mehrsprachigkeitsdidaktik, Fernkollaboration, automatische Übersetzung...

4 : Mehrsprachigkeit und affektiv-emotionale Dimensionen beim Lernen

Motivation, psycholinguistische Ansätze, Gruppendynamik, soziale und identitätsbezogene Aspekte...

5 : Mehrsprachigkeit und Kulturen in Kontakt

Migration und Mobilität, spezifische Kontexte und Zielgruppen, geopolitische Aspekte, plurikulturelle Kompetenz...

6 : Mehrsprachigkeit und Sprach-/Bildungspolitik

Status von Sprachen, geopolitische Aspekte, dynamische Mehrsprachigkeit in ein-/vielsprachigen Ländern...

Bibliographische Referenzen :

Beacco, J.-C., Byram, M., Cavalli, M., Coste, D., Egli Cuenat, M., Goullier, F., & Panthier, J. (2016). Guide pour le développement et la mise en œuvre de curriculums pour une éducation plurilingue et interculturelle. Conseil de l’Europe.

Berthele, R. (2010). Mehrsprachigkeitskompetenz als dynamisches Repertoire – Vorüberlegungen zu einer integrierten Sprachendidaktik. In Franziska Bitter Bättig & Albert Tanner (Eds.), Sprachen lernen – Lernen durch Sprache (p. 225-239). Zürich. Seismo.

Bonvino, E., Fiorenza, E., & Cortés Velásquez, D. (2018). Observing Strategies in Intercomprehension Reading. Some Clues for Assessment in Plurilingual Settings. Front. Commun, 29(3). DOI: 10.3389/fcomm.2018.00029

Castellotti, V. (2017). Pour une didactique de l’appropriation : diversité, compréhension, relation. Paris. Didier.

Fäcke, C., & Meissner, F.-J. (Eds.). (2019). Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik. Tübingen. Gunter Narr.

Nied Curcio, M., & Cortès Velàsquez, D. (Eds.). (2018). Strategien im Kontext des mehrsprachigen und lebenslangen Lernens. Berlin. Frank und Timme.

Piccardo, E., Germain-Rutherford, A., & Lawrence, G. (Eds.). (2021). The Routledge Handbook of Plurilingual Language Education. Routledge.

Vallejo, C., & Dooly, M. (2020). Plurilingualism and translanguaging: emergent approaches and shared concerns. Introduction to the special issue. International Journal of Bilingual Education and Bilingualism, 23(1), 1-16. DOI: 10.1080/13670050.2019.1600469

Verdelhan-Bourgade, M. (2007). Plurilinguisme : pluralité des problèmes, pluralité des approches. Tréma [en ligne], 28, 5-16. DOI: https://doi.org/10.4000/trema.246

Formate der Kolloquiumsbeiträge

Mündliche Präsentation

30 Minuten : 20 Min. + 10 Min. Diskussion

Die Vorträge können in einer der Kolloquiumssprachen gehalten werden : Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch oder Tschechisch. Die Begleitmaterialien (PowerPoint-Präsentationen, Photokopien und weitere Unterlagen) müssen zweisprachig (Englisch/weitere Kolloquiumssprache) oder nur auf Englisch angefertigt sein.

Workshop

40 Minuten

Workshops sind Sitzungen, die den Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, aktiv an praktischen Aktivitäten teilzunehmen. Ziel ist es, konkrete Mittel, Strategien und bewährte Praktiken aufzuzeigen.

Kolloquiumssprachen

Die Beiträge können auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Tschechisch eingereicht werden.

Einreichung der Beitragsvorschläge (Präsentation/Workshop)

Die Beitragsvorschläge sollten folgende Punkte enthalten:

  1. Titel des Beitrags
  2. Ausgewählter Themenbereich
  3. Abstrakt (400 Wörter) in der Sprache des Beitrags
  4. Kurzzusammenfassung (150 Wörter) in Englisch oder, wenn der Beitrag auf Englisch, in einer der Kolloquiumssprachen
  5. Biographische Notiz (80-100 Wörter)
  6. Max. 5 bibliographische Angaben 

Alle Beitragsvorschläge werden in einem anonymen Verfahren von den Mitgliedern des wissenschaftlichen Komitees beurteilt. Die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung der Beiträge wird den Autoren bis zum 21. Februar 2022 mitgeteilt.

Die Beitragsvorschläge müssen in Word-Format via folgendes elektronisches Formular eingereicht werden: elektronisches Formular hier anklicken.

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